Nykturie (nächtlicher Harndrang)
Nykturie ist ein medizinischer Fachbegriff für häufiges nächtliches Wasserlassen. Betroffene wachen mehrmals pro Nacht auf, weil sie das dringende Bedürfnis verspüren, zur Toilette zu gehen. Dabei wird der natürliche Schlafrhythmus unterbrochen, was oft zu Erschöpfung und verminderter Lebensqualität führt.
Was passiert bei Nykturie?
Normalerweise kann die Harnblase nachts mehrere Stunden lang Urin speichern, ohne dass man aufwachen muss. Bei Nykturie wird dieser Mechanismus gestört:
- Die Blase meldet Harndrang, obwohl sie nicht vollständig gefüllt ist
- Der Schlaf wird ein- oder mehrmals unterbrochen, um Wasser zu lassen
- Das kann gelegentlich oder mehrmals pro Nacht passieren
Nykturie liegt medizinisch vor, wenn das nächtliche Wasserlassen regelmäßig den Schlaf unterbricht.
Mögliche Ursachen
Nykturie ist keine eigene Krankheit, sondern ein Symptom, das viele unterschiedliche Ursachen haben kann. Dazu zählen:
Blasenbedingte Ursachen:
- Überaktive Blase (Fachbegriff: Overactive Bladder / OAB)
- Blasenentzündung (Zystitis)
- Harnwegsinfektion
Hormonelle oder körperliche Ursachen:
- Verminderte Ausschüttung des antidiuretischen Hormons (ADH), das nachts normalerweise die Urinproduktion reduziert
- Herzinsuffizienz
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Chronische Nierenerkrankungen
Lebensstil- und Umwelteinflüsse:
- Erhöhte Flüssigkeitsaufnahme am Abend
- Koffein, Alkohol oder entwässernde Medikamente
- Schlafstörungen oder Schlafapnoe
Diagnose & Abklärung
Damit Nykturie gezielt behandelt werden kann, sollte die Ursache geklärt werden. Mögliche Diagnose-Schritte sind:
- Anamnese: Ärztliches Gespräch über Beschwerden, Lebensgewohnheiten und Vorerkrankungen
- Miktionsprotokoll: Aufzeichnung von Trink- und Toilettenzeiten über mehrere Tage
- Blut- und Urinuntersuchungen, ggf. Ultraschall oder Blasendruckmessung
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Häufig eingesetzte Maßnahmen sind:
- Verhaltenstherapie:
- Reduktion der Flüssigkeitszufuhr am Abend
- Toilettengang direkt vor dem Schlafengehen
- Verzicht auf Koffein und Alkohol am Abend
- Medikamente, z. B.:
- Anticholinergika bei überaktiver Blase
- Desmopressin: synthetisches Hormon zur Reduktion der Urinproduktion nachts
- Behandlung der Grunderkrankung (z. B. Diabetes oder Herzschwäche)
- Physiotherapie bei Beckenbodenproblemen
Alltagstipps
- Feste Einschlafzeiten fördern den Schlafrhythmus
- Beine am Abend hochlagern (um „Wasser in den Beinen“ früher abfließen zu lassen)
- Inkontinenzhilfen (z. B. Vorlagen) geben Sicherheit, falls nächtlicher Urinverlust auftritt
Dieser Inhalt dient ausschließlich der allgemeinen Information und stellt keine medizinische Beratung, Diagnose oder Therapieempfehlung dar. Er ersetzt keinesfalls eine fachliche Untersuchung oder Behandlung durch eine(n) approbierte(n) Ärztin oder Arzt. Bei gesundheitlichen Beschwerden oder Unsicherheiten konsultieren Sie bitte immer eine medizinische Fachperson – insbesondere bei Fragen zur Intimchirurgie oder sexuellen Gesundheit.